Die Geschichte der Jeans

Die ausgebeulte, am Saum ausgefranste Baggie - Jeans eines Skaters; die am Hintern leicht hängende, abgewetzte Röhrenjeans von tätowierten Rockern; auf dem Schulhof die enge und tief geschnittene Stretch-Jeans, aus der das Höschen herausblitzt; die zwar sündhaft teure, aber dafür „perfekt geschnittene“ Designerjeans, die den Po einer reifen Frau schlanker und den einer 25-Jährigen im Szeneclub noch schlanker machen soll. Heute bestimmen Jeans in allen Farbnuancen und Formen das Straßenbild. Obwohl längst in allen sozialen Schichten und Lebenslagen etabliert, haftet jeans- und Workwear seit derer Erfindung Ende des 19. Jahrhunderts heute noch ein Hauch von Dreck, Staub und Rebellion an.
Zuerst kamen die Hosen im Jahr 1873 in den Kalifornischen Bergwerken und Werkstätten zum Einsatz. Damals ließen der Kaufmann Levi Strauss und der Schneider Jacob Davis die erste jeans mit Kupfernieten und Knöpfen für die Levi Strauss Company in San Francisco patentieren, der Vorgänger des erfolgreichen Modells 501. Minen- und Waldarbeiter waren als Erste von der Qualität des Baumwollenen Denim- und Canvasstoffes überzeugt. Sie trugen die robuste Workwear bei der Arbeit: die Overalls, Latzhosen und eben die Jeans.

In den 40er-Jahren folgten dann die US - Cowgirls und –boys. Auch sie kamen auf den Geschmack des indigoblauen Stoffes und bestritten fortan die Rodeos in jeans. US-Marken wie Lee und Wrangler machten sich damals mit Western- und Rodeomode einen Namen. In den 50er Jahren wurde die Jeans dann zum modischen Symbol des Anti-Establishments.
Biker, Outlaws und Rock´n Roller stellten sich in Jeans, weißem T-Shirt und schwarzer Lederjacke gegen das Bürgertum.
Wer die Hose trug, galt als Rebell. Was wiederum Schauspieler, Musiker und Stilikonen wie James Dean, Marlon Brando, Elvis Presley, Marilyn Monroe und Brigitte Bardot dazu animierte, in die Hosen zu steigen. Die Welt wurde auf die traditionellen Workwear - Labels Levi Strauss, Lee, Wrangler und Mustang aufmerksam, und es dauerte nicht lange, bis die Jeans salonfähig wurde.
Ab Mitte der 70er-Jahre gab es für die Modeszene nur eine Hose, die Levis 501 Raw, in ungewaschenem, dunklem Denimstoff. So genannte „Fashion Victims“ trimmten die anfangs noch starre Hose im kalten Bad auf den Körper und verpassten ihr durchs Tragen eine individuelle Farbe und Form. Ab Ende der 70er-Jahre schaffte das blaue Wunder den Sprung von der Straße auf die Laufstege der Designer, Calvin Klein, Yves Laurent und Gianni Versace (in den 80ern) sprangen auf die Denimwelle auf.
Auch heute ist Denim von Haute Conture und Prèt-à-Porter-Shows gar nicht mehr wegzudenken.
Es folgte aber zunächst eine Zeit, in der Denim nicht mehr angesagt war. In den 80er-Jahren erlebten Jeans ihre größte Flaute. Statt Bluejeans kauften die Leute bunt eingefärbte Stoffhosen. Es war die Zeit von Marken wie jet Set oder Replay. Sie lösten die Denimpioniere ab. Ende der 80er war Levi Strauss aber wieder zurück am Start, es begann eine regelrechte Levismania. Wenn man Jeans trug, so musste es definitiv eine „501“ sein. Werbespots ließen die „goldenen“ 50er-Jahre wieder aufleben. Motive wie ein amerikanischer Retro-Waschsalon machte Lust auf Levis. Die Musik aus den Werbespots tauchte sogar in den Hitparaden auf. Ein knappes Jahrzehnt lang war die 501 die meistverkaufte Jeans weltweit. Anfang der 90er-Jahre war es dann mit dem Hype vorbei, als Kids nicht die gleichen Jeans wie ihre Eltern tragen wollten. Sie suchten nach Alternativen und fanden sie zum Beispiel in Form von Baggiepans oder Workpants von Carhartt.

Heute sind Jeans längst modisches Allgemeingut geworden. Die Pioniere aus der Gründerzeit mischen noch kräftig mit. Und sorgen dafür, dass den Hosen immer noch etwas Rebellisches anhaftet, eine Schicht imaginären Staubs und Drecks.
Schaut man sich jedoch heute in den Shops die Preise von Jeanslabels wie beispielweise Seven, 7 For All Mankind, Blue Cult, Paper Denim, Diesel Jeans und Evisu an, so fällt es schwer, sich beim Bezahlen von 100 bis 300 Euro für ein Paar Jeans wie eine Rebellin oder ein Rebell zu fühlen. Doch wer heute eine Hose als Statussymbol tragen will, musss bereit sein, diesen Preis zu bezahlen. Für alle, die nicht bereit sind, dem Ruf der Premium Denims zu folgen, denn mittlerweile ist auch dieser Trend schon wieder in die breite Masse vorgedrungen, gibt es jedoch auch zahlreiche Alternativen.

So oder so, die Jeansmarken kommen und gehen. Die Silhouetten der Hosen ebenso, seien es nun Flares, Röhren- oder Baggiejeans, die gerade angesagt sind. Was abr bleiben wird, ist die Faszination des blauen Wunders Denim. Ein immer wieder neuerfundener Klassiker.

Nun noch ein kleines Passform ABC:

Der perfekte Sitz (Passform) einer Jeans hängt natürlich im Wesentlichen von der Schnittführung ab. Hüftjeans, Baggys oder Loose Fit sind nur drei der wichtigsten Schnittführungen.
Hier ein kleines Passform-ABC über die wichtigsten Schnitte:
Anti Fit – lässiger, überweiter Jeansstyle.
Baggy – Jeans-Style mit extrem weitem und lässigem Schnitt.
Bell Bottom – Hüftjeans mit gemäßigter Beinweite.
Boot Leg – Jeans mit Beinweite, die über Stiefeln oder hohen Schuhen getragen werden kann.
Comfort Fit – gerade weite Beine zeichnet diese bequeme Form aus.
French Cut – als „zweite Haut“ bezeichnete, sehr enge Girlie-Jeans.
Gerade – eine in der Hüfte schmal geschnittene Hose mit geraden Beinen.
Inch – amerikanisches und englisches Längenmaß, dabei entspricht ein Inch 2,54 Zentimetern.

Jeans als Unikat (Waschungen)

Absoluter Trend bei Jeans sind die verschiedensten „Waschungen“. Aussage dieser Waschungen ist der so genannte „getragene Look“, auch Aged Look“ genannt.
Aber was gibt es für Waschungen? Darauf gibt es leider keine eindeutige Antwort, da jeder Herstellung dieser Waschungen verwenet.
Dabei ist die Herstellung noch nahezu Handarbeit. Wäschereien rücken der Jeans mit Bürsten, Steinen und Sand zu Leibe und bearbeiten das Material so lange bis der gewünschte Effekt eintritt. Somit sind viele Jeans ein Unikat.

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