Gefährlicher Geschlechtsverkehr

Aids ist erfolgreich im öffentlichen Bewusstsein verankert, andere sexuell übertragbare Geschwister – Krankheiten von Aids nicht. Doch Syphilis, Chlamydien und Gonorrhö sind in Deutschland auf dem Vormarsch, warnen Experten. Das wirft auch ein schlechtes Licht auf die Aids-Prävention der Bundesbürger.
Die Zahlen aus Osteuropa klingen alarmierend, denn es gibt mehr Neuinfektionen, es droht eine Aids- Epidemie. Nicht nur, dass auch in Deutschland im vergangenen Jahr die Zahl der Neuinfektion, erneut angestiegen ist. HIV ist bei weitem nicht der einzige Krankheitserreger, der allzu sorglose Bundesbürger beim Geschlechtsverkehr zu infizieren droht. Gerd Gross von der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universität Rostock sagte: "Viele sexuell übertragbare Krankheiten werden heute unterschätzt".
Seit einigen Jahren nehmen die Fälle von Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien und Genitalherpes in Westeuropa stetig zu. Besonders in Großbritannien und Skandinavien werden mehr und mehr Infektionen beobachtet. Seit 2001 hat dieser Trend auch Deutschland erfasst. Aus Sachsen wurde kürzlich ein Anstieg der Syphilis-Fälle um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gemeldet. "Syphilis ist eine Marker-Erkrankung: Wenn sie sich ausbreitet, gilt das auch für andere Geschlechtskrankheiten", erklärt Martin Hartmann, Mediziner an der Universitätsklinik in Heidelberg.
Wichtige Indizien liefert für solche Trends neuerdings auch ein bundesweites Meldesystem. Arztpraxen, Gesundheitsämter und Fachambulanzen dienen dabei als eine Art Wachtposten, um den Ausbruch einer Geschlechtskrankheit rechtzeitig zu lokalisieren. Über 250 Gesundheitseinrichtungen erfassen Fälle von Neuerkrankungen und übermitteln diese an das Robert-Koch-Institut in Berlin.
Jedes Jahr werden im Meldesystem rund 80.000 Untersuchungen von Patienten gezählt. Bei durchschnittlich 760 von ihnen werden Chlamydien gefunden, 390 leiden an einer Gonorrhö und bei knapp 400 wird die Diagnose Syphilis gestellt.
Bisherigen Resultate weisen darauf hin, dass sexuell übertragbare Erkrankungen in Deutschland häufig vorkommen, heißt es in einem Bericht des Robert-Koch-Institutes. Seit 2004 zeigt das Frühwarnsystem in Aachen einen Ausbruch der Syphilis an, denn vorher trat die Krankheit dort nur sporadisch auf. Auf ein mal wurden in kurzer Zeit 150 Fälle in der Region aufgeführt. Laut Institut begann der Ausbruch auf dem Beschaffungsstrich bei Prostituierten, die Drogen nahmen. Weiterhin hat das Institut dem Gesundheitsamt geraten, die Betroffenen mit Aufklärungskampagnen, Sozialarbeitern und Presseinformationen auf die Gefahr hinzuweisen. Leider blieb der durchschlagender Erfolg bisher aus, es werden weiter Neuerkrankungen gemeldet.
Generell nehmen die Geschlechtskrankheiten in den Großstädten am stärksten zu, aber auch an den Landesgrenzen, wo die angespannte wirtschaftliche Lage die Prostitution begünstige, das wiederum beschleunige die Ausbreitung der Infektionen. Hinzu kommt, dass die Gesundheitsversorgung in diesen Landesteilen häufig äußerst dürftig ist, wenn Sie 200 Kilometer fahren müssen, um in die nächste Klinik zu kommen, ist das ein Problem. In einem EU-Projekt wird deshalb nun auch für vier Grenzregionen zwischen den neuen und alten EU-Mitgliedsstaaten ein Meldesystem aufgebaut.
"Eine Chlamydien-Infektion ist mit Abstand die häufigste Geschlechtskrankheit", betonte Jansen vom Institut. "Sie verläuft aber in zwei Dritteln der Fälle ohne Symptome und bleibt deshalb leider oft unerkannt." Daher dürften die Zahlen im Meldesystem auch nur die Spitze des Eisberges zeigen.
In einer Untersuchung an Berliner Schulen wurden die Bakterien fast bei jedem zehnten Mädchen gefunden, und es wird vermutet, dass sich jährlich 300.000 Menschen hierzulande neu anstecken. Die Erreger können im schlimmsten Fall die Eileiter entzünden. Beim Abheilen entstehen wulstige Narben, die den Kanal unter Umständen so verengen, dass befruchtete Eizellen nicht mehr in die Gebärmutter gelangen. Jede zweite ungewollt kinderlose Frau ist durch eine langjährige Infektion unfruchtbar geworden.
Viele wissen gar nicht, dass Chlamydien, übrigens genauso wie Gonorrhö und Syphilis, Schmierinfektionen sind. Dieses bedeutet, ein Kondom alleine bietet keinen hundertprozentigen Schutz, es kann schon beim Vorspiel passieren. Sollten an den Genitalien Symptome wie Jucken, Brennen oder Rötungen auftreten, müsse sofort der Frauenarzt oder der Urologe aufgesucht werden.
Mit einem Antibiotikum lassen sich Chlamydien, Syphilis und Gonorrhö problemlos bekämpfen. Bei anderen Geschlechtskrankheiten, etwa Genitalherpes oder Warzenviren, können nur die Symptome kuriert werden, nicht aber die Krankheitserreger, die Viren bleiben zeitlebens im Körper. Ganz zu schweigen von den Folgen einer HIV-Infektion.
Deshalb ist es so wichtig, dass man sich vorher überlegt, was man macht, und ich wiederhole einen ebenso wichtigen wie alten Rat: "Safer Sex bietet den größten Schutz vor Geschlechtskrankheiten!"

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