Hörsturz, schnelle Hilfe wird gefordert

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft der Hörsturz die Betroffenen. Deshalb wird er oft unterschätzt, der Besuch beim Arzt hinausgeschoben. Dabei kann eine frühzeitige Behandlung die Heilungschancen enorm verbessern.
Ein Projektleiter steht zwar unter enormem Druck, trotzdem will er noch schnell das Seminar für den nächsten Tag vorbereiten. Plötzlich hört er ein lautes Piepsen im Ohr. "Wie das Testbild früher im Fernsehen", so beschreibt er es. "Außerdem das Gefühl, als hätte ich Watte in den Ohren und auf einem Ohr konnte ich deutlich schlechter hören."
Beginn TexteinschubStörgeräusche im Ohr, die individuell sehr verschieden und auch unterschiedlich laut sein können. Typischerweise handelt es sich um ein Pfeifen, aber auch Rauschen oder Klingeln kommen vor. Das Geräusch wird meist als sehr störend empfunden.
Ende TexteinschubEin Beispiel um die Wichtigkeit der schnellen Hilfe zu verdeutlichen:
Ein Patient geht zunächst nicht zum Arzt, schiebt seine Beschwerden auf eine Erkältung, will die Sache einfach nicht ernst nehmen. Der Dauerton (in der Fachsprache Tinnitus genannt) bleibt, ist mal leiser, mal lauter; weg geht es eigentlich nie. Besonders schlimm ist es in der Nacht, wenn die Hintergrundgeräusche des Tages wegfallen.
Erst als sich nach zwei Wochen nichts wesentlich gebessert hat, sucht der Patient einen Arzt auf: Diagnose Hörsturz.

Von unserem Patient die Krankheitsgeschichte ist ein typischer Fall, auch wenn er erst 40 Jahre alt ist. Denn obwohl die meisten Menschen im Alter zwischen 50 und 60 Jahren erkranken, bekommen immer öfter auch Jüngere den plötzlichen Hörschaden, der bis zur Taubheit gehen kann. Bei manchen Erkrankten kommt als Erstsymptom auch noch Schwindel hinzu, in seltenen Fällen können auch beide Ohren betroffen sein.
Die Ursachen für den Hörsturz sind derzeit noch nicht ganz genau bekannt. Man geht aber davon aus, dass durch ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren die Blutversorgung im Innenohr gestört wird. Die Haarzellen im Innenohr, die Geräusche von außen als elektrisches Signal an das Hörzentrum im Hirn weiterleiten, werden nicht ausreichend durchblutet und dadurch in ihrer Funktion beeinträchtigt. Ein Hörverlust ist die Folge.
Die ärztliche Befragung zu unserem Patienten seiner Krankheitsgeschichte, ergibt zwei Risikofaktoren: Er ist starker Raucher und bezeichnet sich selbst als Workoholic, der eigentlich nie zur Ruhe kommt und sich stets für alle anfallenden Arbeiten im Büro verantwortlich fühlt.
Als weitere Risikofaktoren für einen Hörsturz gelten Fettstoffwechselstörungen und die damit einhergehende veränderte Fließeigenschaft des Blutes, Bluthochdruck und Zuckerkrankheit.
Eine große Rolle spielen, wie auch bei unserem Patienten zu sehen, berufliche Stressfaktoren, aber auch emotionale Belastungs- und Konfliktsituationen. Außerdem können bakterielle und virale Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder ein plötzlicher Blutdruckabfall ursächlich sein.
Im Falle einer plötzlich auftretenden Hörverminderung oder einem dauerhaften Geräusch im Ohr sollte umgehend ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden. Er kann feststellen, ob es sich bei den Ohrenbeschwerden tatsächlich um einen Hörsturz handelt. Dies ist wichtig, da der Ausfall des Gehörs auch andere Ursachen haben kann. Oft ist der äußere Gehörgang ganz simpel mit Ohrschmalz verstopft. Es kann sich aber auch um eine Verletzung des Trommelfells oder eine krankhafte Veränderungen an den Hörnerven handeln. Durch eine Hörprüfung kann der Arzt nachweisen, wie ausgeprägt eine Schwerhörigkeit ist und in welchem Frequenzbereich sie liegt.
Die Ursache eines Hörsturzes kann auch durch verschiedenste Untersuchungen einschließlich bildgebender Verfahren (z.B. Computer- oder Kernspintomographie) nicht eindeutig festgestellt werden; eine gezielte Behandlung, die diese Ursache beseitigt, ist deshalb nicht möglich. Die heute angewandten Behandlungen sind jedoch durch langjährige medizinische Erfahrungen erprobt.
Die akuten Maßnahmen zur Behandlung eines Hörsturzes zielen alle darauf ab, die verminderte Versorgung der Hörzellen mit Blut und somit mit Sauerstoff und Nährstoffen zu verbessern. Wenn bekannt, werden auch die Ursachen der Minderdurchblutung bekämpft. Verschiedene Methoden sind möglich:
Zum einen die Infusionstherapie: Sie ist das derzeitige Standardverfahren. Der Patient bekommt über 14 Tage täglich eine Infusion mit einem so genannten Plasmaexpander, der das Blutvolumen in den Gefäßen vergrößert und das Blut verdünnt. Zusätzlich werden oft Medikamente gegeben, die die Durchblutung fördern. Die Effektivität des Verfahrens wird kontrovers diskutiert.
Besteht der Verdacht auf eine virale Infektion oder eine Immunerkrankung als Ursache für den Hörsturz, werden zusätzlich zur Infusion auch Kortison in hoher Dosierung verabreicht.
Des weiteren Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO): Der Patient liegt in einer Druckkammer und atmet über eine Maske reinen Sauerstoff ein. Blut und Gewebe können sich bei dieser Methode verstärkt mit Sauerstoff anreichern. Die Wirksamkeit des Verfahrens konnte in Studien noch nicht belegt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie empfiehlt, die HBO als Therapie für mit anderen Methoden erfolglos behandelte Fälle einzusetzen.
Als letztes H.E.L.P.-Apherese: Ein relative neues Verfahren, bei dem in einer einmaligen Sitzung das Blut des Patienten außerhalb seines Körpers durch eine Maschine von Stoffen befreit wird, die den Blutfluss behindern. Zu den Substanzen, die diese Fließeigenschaften des Blutes ungünstig beeinflussen, zählen erhöhte Mengen an Blutfetten (Cholesterin) und gerinnungsfördernde Eiweißstoffe wie das Fibrinogen. Die Behandlung sollte möglichst bald nach dem Eintreten des Hörsturzes erfolgen. Das Verfahren wird in speziellen Zentren ambulant vorgenommen, allerdings werden die Kosten von den Krankenkassen nicht getragen.
Fest steht: Die Aussichten einer kompletten Heilung sind umso besser, je früher mit der Behandlung begonnen wird. Bei Behandlungsbeginn in der ersten Woche kehrt das Hörvermögen in mehr als 80 Prozent der behandelten Fälle vollkommen oder zumindest teilweise zurück. Unbehandelt kann eine dauerhafte Hörminderung, im schlimmsten Fall eine völlige Taubheit auf dem betroffenen Ohr zurückbleiben. Die häufigste Spätfolge der Erkrankung ist ein Tinnitus.
Vor allem, wenn der Verdacht besteht, dass der Hörsturz auch psychische Ursachen hat, sollten Sie sich selbst mehr Aufmerksamkeit schenken:
Unbedingt wichtig für den Heilungsprozess: Ruhe und positive Gedanken.
Lernen Sie Entspannungsmethoden (z.B. Autogenes Training, Yoga oder Tai Chi). Sie helfen, mit Belastungssituationen besser umzugehen.
Meine Tipps:
Eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung sowie eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme verbessern die Fließeigenschaften des Blutes.
Lassen Sie Ihren Cholesterinspiegel regelmäßig überprüfen.
Nikotin schädigt die Gefäße und sollte daher tabu sein.

Kommentare

Unknown hat gesagt…
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