Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

Wir haben eine Sensation in der Medizingeschichte, denn jedes Jahr wird bei rund 33 500 Frauen in Europa Gebärmutterhalskrebs diagnostiziert, rund 15 000 Frauen sterben daran. Das sind 40 Frauen täglich bzw. fast zwei pro Stunde. Mit einem seit Mitte Oktober erhältlichen Impfstoff ist jetzt Hilfe in Sicht.
Man geht heute davon aus, dass rund 20 Prozent aller Tumoren infektiös bedingt sind. Das bedeutet, dass sich aus dem Kontakt mit Viren oder Bakterien chronische Infektionen entwickeln, die schließlich zu einer Krebserkrankung führen. Zu den größten "Killern" gehören die Warzenviren (fachsprachlich: Humane Papillomviren, kurz HPV). Sie befallen die Schleimhäute im Genital-, Mund- und Analbereich und verursachen kleine Verletzungen, Wucherungen und besonders häufig Gebärmutterhalskrebs. Unter rund 100 verschiedenen Typen sind nur 17 krebserregend und davon zwei besonders gefährlich.
Die Übertragung der Viren im genitalen Bereich erfolgt hauptsächlich über den Geschlechtsverkehr. Besonders gefährdet sind Mädchen, die früh sexuell aktiv sind, denn dann scheint das Gewebe am Gebärmutterhals besonders empfänglich für eine Infektion zu sein. Das Risiko einer Ansteckung steigt zusätzlich, wenn die Sexualpartner (vor allem bei ungeschütztem Verkehr) häufig gewechselt werden.
Je nach Studie kommen zwischen 50 und 80 Prozent aller Menschen im Lauf ihres Lebens mit Papillomviren in Kontakt. Zwar heilt die Infektion in vielen Fällen ohne Beschwerden aus, bei ca. 20 Prozent der Infizierten bleibt das Virus jedoch im Körper und bei ca. fünf Prozent entwickelt sich nach Jahren bis Jahrzehnten Gebärmutterhalskrebs. Die Wissenschaftler feiern die neue Impfung als Meilenstein in der Krebsprävention. Sie hoffen, mit den beiden neuen Impfstoffen die Krankheitserreger gänzlich auszurotten. Doch bis dahin könnte es in Deutschland noch ein langer Weg sein. In den USA ist die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs bereits seit Mitte dieses Jahres zugelassen. Dort hat die zuständige Seuchenkontrolle auch schon Empfehlungen für eine nationale Routine-Impfung von Mädchen im Alter von elf bis zwölf Jahren ausgesprochen. Die Impfung soll die Impflinge vor der sexuellen Aktivität erreichen, wird aber auch noch für ältere Mädchen und Frauen bis 26 Jahre empfohlen.
In Deutschland ist der Impfstoff zwar seit Mitte Oktober in den Apotheken erhältlich, er ist jedoch kostspielig (soll ca. 465 Euro kosten) und somit für breite Bevölkerungsschichten nicht erschwinglich. Verbraucher, die auf eine Übernahme der Kosten durch alle Kassen und ein effektives Impfprogramm hoffen, müssen sich noch gedulden. Denn einige Kassen verweisen derzeit auf das noch ausstehende Urteil der Ständigen Impfkommission. Kassen, die einer Übernahme der Kosten für Mädchen zwischen neun und 17 Jahren bereits zugestimmt haben, sind die AOK, die TK und die DAK.

Mit den von den Krankenkassen bezahlten Früherkennungs-Untersuchungen rückt man der Erkrankung schon lange zu Leibe. Die krankhaften Veränderungen am Gebärmutterhals lassen sich relativ leicht feststellen, indem eine Zellprobe vom Gebärmutterhals entnommen und auf krankhaft veränderte Zellen bzw. deren Vorstufen untersucht wird (Abstrichuntersuchung, so genannter PAP-Test).
Wird diese Erkrankung im Vorstufstadium erkannt und behandelt, besteht eine fast hundertprozentige Heilungschance.
Die Früherkennung hat die Zahl der Neuerkrankungen zwar deutlich reduziert, nach wie vor sterben jährlich in Deutschland aber noch zu viele Frauen. Der Grund: In Deutschland nimmt nur jede zweite Frau über 20 das Angebot der Krebsvorsorge wahr. Nach wie vor ist die Früherkennung ein hoher Kostenfaktor im Gesundheitswesen und für die betroffenen Frauen belastend. Werden erste Wucherungen gefunden, müssen diese ständig medizinisch kontrolliert werden, in schwereren Fällen werden operative Eingriffe und eine intensive Krebstherapie nötig.
Der derzeit erhältliche Impfstoff kann bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 9 bis 15 Jahren sowie Frauen ab 16 Jahren verabreicht werden. Um vor Gebärmutterhalskrebs und weiteren Erkrankungen, die durch humane Papillomviren (HPV) verursacht werden, zu schützen, richtet sich der Impfstoff gegen die vier Virustypen, diese machen zusammen genommen den größten Teil der genitalen HPV - Erkrankungen aus. Geimpft wird dreimal, idealerweise zu den Zeitpunkten 0, 2 und 6 Monate. Die zweite Impfung kann frühestens einen Monat nach der ersten verabreicht werden, die dritte Impfung frühestens drei Monate nach der zweiten. Alle drei Impfungen müssen in jedem Fall innerhalb von zwölf Monaten erfolgen.

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