Neueste Informationen über Stammzellen

Ein Kind im Mutterleib ist nicht nur für werdende Eltern Quelle vieler Überraschungen. Auch Wissenschaftler entdecken in und um das wachsende Leben herum immer neue Forschungsgebiete: Längst bekannt sind etwa die Fähigkeiten von embryonalen Stammzellen, und auch Nabelschnur und Mutterkuchen verwerten Ärzte bereits, um daraus Vorläuferzellen zu isolieren, die später Krankheiten heilen sollen.
Nun wollen Forscher auch das Fruchtwasser nutzen: Dass es dort Stammzellen gibt, wissen Mediziner schon länger. Ärzten vom Institut für Regenerative Medizin an der Wake Forest University in Winston (US-Bundesstaat North Carolina) ist es nun gelungen, die Alleskönner aus der Flüssigkeit zu isolieren und sie in unterschiedliche Zelltypen weiter zu entwickelen.
Die Ärzte gewannen die Flüssigkeit bei 19 schwangeren Frauen im Rahmen einer sogenannten Fruchtwasserpunktion. Diese Untersuchung, bei der die Fruchtblase durch den Bauch der Mutter um den vierten Schwangerschaftsmonat angestochen wird, sucht nach genetischen Defekten des Fötus und ist nicht ohne Risiken. Die Reste des Untersuchungsmaterials werden normalerweise entsorgt.
Forscher nutzten spezielle Antikörper, um in dem Fruchtwasser Stammzellen zu identifizieren und sie herauszufischen. Rund ein Prozent aller Zellen in der Flüssigkeit entpuppten sich als Stammzellen. Mit Hilfe von Wachstumsfaktoren gelang es den Forschern, diese in Richtung von sechs verschiedenen Gewebearten zu entwickeln: Am Ende lagen ihnen Fett-, Muskel-, Leber-, Knochen-, Endothel- und Nervenzellen vor. Die Wissenschaftler betonen die positiven Eigenschaften der neuen Zelllinien: Sie ließen sich ohne Helferzellen bis zu 250mal verdoppeln und zeigten auch nach längerer Lebensdauer keine Anzeichen von Alterung oder Mutation.
Der Leiter des bayrischen Forschungsprojekts "Stemmat" beurteilte, das die Grundlagen von Stammzellen aus der Nabelschnur erforscht, die Studie:
"Diese Untersuchung ist ein wichtiger Schritt in der Stammzellforschung, die Wissenschaftler haben an der richtigen Stelle gesucht und sind fündig geworden."
Besondere Hoffnung setzen Wissenschaftler weltweit in Stammzellen vom un- oder neugeborenen Kind. Sie sind zwar nicht so vielfältig wie embryonale Vorläuferzellen, deren Gewinnung in Deutschland und vielen anderen Nationen verboten oder zumindest umstritten ist. Doch die Zellen besitzen immerhin bessere Eigenschaften als die adulten Stammzellen, die Mediziner bereits seit längerem aus Knochenmark gewinnen und für Krebstherapien einsetzen.
Die Forscher schlagen in ihrem Fachartikel vor, die gewonnenen Zellen aus Fruchtwasser in Zukunft entweder in einer privaten Bank oder als anonyme Spende zu sammeln.
Besonders die weit verbreitete und teure Eigenspende ist jedoch unter Ärzten umstritten, weil es bislang kaum Krankheiten gibt, die mit den eigenen Stammzellen therapiert werden können.
Embryonale Stammzellen
Sie gelten als die zellulären Alleskönner: Reift eine befruchtete Eizelle zu einer Blastozyste, einem kleinen Zellklumpen heran, entsteht in deren Innerem eine Masse aus embryonalen Stammzellen - den erhofften Heilsbringern der Medizin. Die noch nicht differenzierten Stammzellen können sich zu jeder Zellart des menschlichen Körpers entwickeln. In Tierversuchen haben sich die Stammzellen bereits nach Wunsch in Nerven- , Blut- , Leber- oder etwa Herzmuskelzellen verwandeln lassen. Voraussetzung ist, dass sie zuvor mit geeigneten Wachstumsfaktoren behandelt werden.
Adulte Stammzellen
Nicht nur Embryonen sind eine Quelle der Zellen, aus denen sich verschiedene Arten menschlichen Gewebes entwickeln können. In etwa 20 Organen inklusive der Muskeln, der Knochen, der Haut, der Plazenta und des Nervensystems haben Forscher adulte Stammzellen aufgespürt. Sie besitzen zwar weniger verlockende Eigenschaften als die embryonalen Stammzellen, bereiten aber in der Herstellung auch keine ethischen Probleme. Dem Körper eines Erwachsenen werden Stammzellen entnommen und in Zellkulturen durch Zugabe entsprechender Wachstumsfaktoren so umprogrammiert, dass sie zu den gewünschten Gewebearten heranreifen.
Ethik und Recht
Die Stammzellforschung stellt Politiker, Bioethiker und Forscher vor schwere Konflikte. Embryonale Stammzellen werden aus Embryos gewonnen, die bei künstlichen Befruchtungen übrig geblieben sind und, so die Argumentation der Befürworter, ohnehin vernichtet worden wären. Kritiker sprechen dagegen von der Tötung ungeborenen Lebens.In Deutschland ist jedes Klonen menschlicher Embryonen und die Gewinnung von Stammzellen aus ihnen verboten. In Ausnahmefällen erlaubt das Gesetz aber den Import von Stammzellen, die vor dem 1. Januar 2002 durch künstliche Befruchtung gewonnen und in Laborkulturen gelagert wurden. In Großbritannien und Südkorea ist das therapeutische Klonen ausdrücklich erlaubt, ebenso in den USA, wo das Klonen von Embryonen aber nicht mit staatlichen Mitteln gefördert werden darf.Da die Gewinnung der embryonalen Stammzellen zwar vielerorts verboten, die wissenschaftliche Arbeit mit ihnen aber erlaubt ist, hat sich ein regelrechter Versandhandel entwickelt. Die Zellen werden beispielsweise in Singapur gewonnen und dann an Interessenten in aller Welt verschickt.

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