Die „Wechseljahre“ des Mannes

Vielleicht haben Sie die Berichte in den Medien verfolgt, die oft etwa so beginnen: „Wenn Männer älter werden und ihre Leistungsfähigkeit nachlässt, dann haben sie unter Umständen nicht mehr genug von dem wichtigen männlichen Hormon Testosteron in ihrem Blut.“
Das, so geht es dann in den Berichten häufig weiter, wären die „Wechseljahre“ des Mannes, die aber einfach zu behandeln seien. Die betroffenen Männer müssten sich regelmäßig ein Testosteron - Pflaster auf den Oberarm kleben. Das würde den Blutspiegel des Hormons wieder auf Normalwerte bringen. Woraufhin die Leistungsfähigkeit des Mannes in den „Wechseljahren“ sich wieder auf dem Niveau eines Jünglings einpendeln würde.
Berichte dieser Art sind gefährlicher Unsinn. Denn nach dem aktuellen Forschungsstand kommen Männer mit den Jahren weder in die „Wechseljahre“, noch erhält ihnen eine Testosteron - Therapie das Leistungsniveau eines Jünglings. Richtig ist vielmehr, dass eine Testosteron-Therapie gesundheitsgefährdende Nebenwirkungen haben kann und nur aus medizinischen Gründen durchgeführt werden sollte.
Testosteron ist sozusagen das männlichste aller Geschlechtshormon. In den Hoden wird es gebildet, steuert unter anderem den Muskelaufbau, prägt den Bartwuchs und lässt die Samenzellen reifen. Ohne Testosteron könnte aus einem Jungen kein Mann werden.
Wenn ab dem 40. Lebensjahr die Testosteron-Produktion jährlich um ein Prozent nachlässt, ist das völlig normal und es muss auch nicht ersetzt werden. Selbst wenn bei einem alternden Mann die Libido nachlässt, seine Muskeln abnehmen und eventuell sein Bauch zunimmt, oder es mit seiner Potenz nicht mehr so wie früher in jüngeren Jahren ist, am fehlenden Testosteron kann es mit größter Wahrscheinlichkeit nicht liegen. Ein sinkender Testosteronspiegel im Alter hat kaum Auswirkungen auf den Körper.
Das Schilddrüsenhormon und auch die Wachstumshormone sind am Mann werden beteiligt, und deren Blutkonzentration sinkt ebenfalls mit den Jahren.
Zudem ist das Älterwerden ein komplexer Vorgang, der auch vom Lebenswandel und den Erbanlagen beeinflusst wird.
Ein Testosteronpflaster kann bei einer nachlassenden Lust auf Sex oder einer schwächelnden Potenz im Alter eher weniger ausrichten. In den meisten Fällen wäre es wichtig und Erfolg versprechender, eine Auseinandersetzung mit der Lebenssituation, auch ein offenes Gespräch mit der Partnerin oder sogar wenn nötig auch psychotherapeutische Hilfe.
Eine Testosteron-Therapie kommt nur infrage, wenn sie medizinisch notwendig ist, etwa, wenn wegen einer Hodenentzündungen weniger eigenes Testosteron gebildet werden kann. Denn viele vermuten, dass eine Behandlung mit Testosteron die Entstehung von Prostatakrebs fördert und die Zahl der Blutzellen erhöht. Mit einer Testosteron-Therapie würde so auch das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall steigen.
Testosteron greift außerdem in die komplexen und genau ausbalancierten Stoffwechselabläufe des Organismus ein und kann aus diesem Grund völlig unkalkulierbare Auswirkungen auf den ganzen Körper haben. Für den Fall, dass bei Ihnen eine medizinisch notwendige Testosteron-Therapie durchgeführt werden muss, sollten Sie diese nur von fachkundigen Ärzten (Endokrinologen) vornehmen lassen. Von ärztlich nicht verordneten Testosteron - Eigentherapien mit aus dem Internet erworbenen Pflastern, -Salben oder Gelen sollten Sie am Besten ganz die Finger lassen.

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