Kleine Geschichte des Tabaks

Der Entdeckung Amerikas verdanken wir das Rauchen, denn dort kannte die Bevölkerung die Wirkung des Tabaks. Er wurde nicht als Konsumartikel, sondern vorwiegend zum medizinisch-religiösen Nutzen, geschnupft, gekaut, geraucht und als Heilmittel auf Wunden aufgelegt. Der Tabak kam über die spanischen und englischen Eroberer dann zu uns nach Europa. Die Pflanze selber, die übrigens auch wunderbar in Europa gedeiht, wurde durch Jean Nicot im 16. Jahrhundert an den französischen Hof gebracht. Sein Name stand Pate für die offizielle botanische Bezeichnung des Tabaks, Nicotiana tabacum, aber auch für den Hauptwirkstoff Nikotin. Es galt in Adelskreisen als chic und gesundheitsfördernd "ein Näschen Tabak" zu nehmen, es war die zunächst häufigste Verbreitung. In Folge des regelmäßigen Genusses kam es zu Geruchsstörungen oder sogar dem völligen Verlust des Geruchssinns. In diesen unhygienischen Zeiten mag das aber wohl nicht allzu störend gewesen sein. Im 18. und 19. Jahrhundert lief dann die Zigarre dem Schnupftabak den Rang ab. Sie kam aus Mittelamerika über die spanische Halbinsel nach Europa. Noch immer war der Tabakgenuss eher eine Angelegenheit der reicheren Schichten.
Aber auch im gewöhnlichen Volk stieg das Interesse am Nikotinkick. Der Kautabakgenuss etablierte sich dann bei Seeleuten und in den Bergwerken, denn es sollte angeblich den Hunger stillen und den Kauern sogar leistungsfähiger machen. In Spanien hatte man die Idee, den geschnittenen Tabak in ein Papierblättchen zu rollen. Als es gelang eine Form zu finden, die sich in Massen herstellen ließ, wurde das Rauchen für die unteren sozialen Schichten chic.Die erste maschinelle Zigarettenherstellung wurde 1867 bei der Pariser Weltausstellung vorgeführt. Damit war der Durchbruch für die Massenproduktion und vor allem auch den Massenkonsum geschaffen. Beide Geschlechter gleich begannen dem Laster des Rauchens zu frönen.
Der Hauptwirkstoff der Tabakpflanze Nikotin ist eine ölige, farblose Flüssigkeit von scharfem Geschmack. Bereits sieben Sekunden nachdem der Rauch die Lungen gefüllt hat, erreichen die ersten Nikotinmoleküle das Gehirn. An Rezeptoren, die eigentlich den lebenswichtigen Neurotransmittern vorbehalten sind, bindet Nikotin und beeinflusst die Aktivität von Nervenzellen in den verschiedenen Bereichen des Zentralorgans. Es kommt vor allem zur Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin. Diese Stoffe sind für den Informationsaustausch im Gehirn verantwortlich und verursachen die Gefühle, die ein Raucher an der Zigarette schätzt. Insbesondere stellt sich durch das ausströmende Dopamin ein Glücksgefühl ein, das nach immer mehr verlangt.
Das Belohnungsprinzip ist entscheidend für die Suchtwirkung des Nikotins. Etwa 18 Millionen Deutsche rauchen, davon ist jeder Fünfte stark abhängig. Mit Anzahl der gerauchten Zigaretten, durch Anzahl der Züge und der Inhalationstiefe baut der Nikotinabhängige seinen Nikotinspiegel auf und hält ihn über den Tag hinweg. Im Unterschied zu Alkohol oder zu Heroin ist Nikotin keine bewusstseinsverändernde Droge. Vermutlich der Grund, warum Nikotin bei uns legal zu kaufen ist.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Hat sich Rolling Stone Keith Richards wirklich das Blut austauschen lassen?

Gläser oder Marmeladengläser aus Bleikristall, giftig oder nicht

Rund um den Auto - Reifen