Schönheit

Veränderte Schönheitsideale wollten die Frau im Laufe der Jahrhunderte mal dick, mal dünn, mit kleinen runden Mündern oder wulstigen Lippen. Doch eine Eigenschaft ist seit Menschengedenken ein Renner: die schlanke Taille. Dies belegen US-Wissenschaftler der University of Texas und der Harvard Universität mit einer ausführlichen Literaturanalyse von englisch-, amerikanisch-, chinesisch- und indischer Dichtung.
Die Psychologen um Devendra Singh schreiben in der britischen Wissenschaftszeitschrift "Proceedings of the Royal Society B", dass der Grund für dieses Schönheitsideal alles andere als romantisch sei: Eine schmale Taille stehe vor allem für Gesundheit und Fruchtbarkeit, erklären die Forscher. Denn Frauen mit viel Fett um die Taille haben weniger Östrogen und tragen ein erhöhtes Risiko für viele Krankheiten.

Als Maß gilt auch heute das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang. Aus umfangreichen aktuellen Studien zu Ernährung, Übergewicht und Gesundheit ist hinlänglich bekannt, dass Frauen Körperfett eher um die Hüfte anlagern. Das hat ihre typisch weibliche "Birnenform" zur Folge. Männer hingegen speichern Fett bevorzugt am Bauch. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO haben Männer mit einem Bauchumfang über 102 Zentimetern und Frauen bei mehr als 88 Zentimetern ein erhöhtes Krankheitsrisiko.

"Britische und asiatische Dichter erfassten den Zusammenhang zwischen Schönheit und Gesundheit intuitiv", schreiben die Autoren und zitieren den britischen Schriftsteller William Shenstone (1714-1763): "Gesundheit ist Schönheit, und die perfekte Gesundheit ist auch die absolute Schönheit."

Die Gruppe um Singh durchsuchte zunächst eine Literaturdatenbank mit englisch – sprachigen Werken aus Prosa, Poesie und Theater aus den Jahren von 1500 bis 1799. Darin enthalten sind rund 345.000 Texte. Es fanden sich unter anderem "66 romantische Beschreibungen der Taille" aus drei Jahrhunderten, und in allen Fällen sei sie als schmal bezeichnet worden. In keiner Literaturstelle sei hingegen eine dicke Taille als attraktiv beschrieben worden.
Mit der Hilfe zweier Professoren für asiatische Literatur weiteten die Wissenschaftler ihre Recherchen auf die indischen National-Epen "Mahabharata" und "Ramayana" aus dem ersten bis dritten Jahrhundert sowie auf chinesische Palastdichtungen des vierten bis sechsten Jahrhunderts aus. In allen 35 indischen Fundstellen war von schlanken Taillen die Rede. In der chinesischen Literatur fanden sich 17 Hinweise, und auch hier wurde die Taille als schlank oder schmal bezeichnet.
Für die Autoren ist diese Übereinstimmung ein eindeutiger Hinweis für ein allgemeines Verständnis von Schönheit im Sinne von Gesundheit. "Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei alte Kulturen dasselbe Schönheitsmerkmal allein durch Zufall hervorheben, ist äußerst klein", argumentieren sie.

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