Herzinfarkt

Herzinfarkt ist keine typische Managerkrankheit mehr, Arbeiter lösen Manager als Hochrisikogruppe ab. Heute liegt vielmehr das Infarktrisiko in sozial benachteiligten Schichten, deutlich über dem der übrigen Bevölkerung. Dieses weit verbreitete Vorurteil ist nach den Erkenntnissen einer Forschergruppe an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf nicht länger haltbar. Die Ursachen dafür sind in der Stressbelastung, erklärte Prof. Johannes Siegrist, Leiter des Instituts für Medizinische Soziologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, und nicht in erster Linie die Begleitumstände wie Lärm, Schmutz oder zu langem Stehen am Arbeitsplatz. Er steht seit mehreren Jahren dem Forschungsnetzwerk „Soziale Ungleichheit von Gesundheit und Krankheit in Europa" vor und leitet eine seit sechs Jahren laufende Studie zum Gesundheitszustand von 4.800 Erwachsenen. Unter Stressbelastung ist zum Beispiel eine langfristig starke Arbeitsbelastung unter unsicheren Rahmenbedingungen zu verstehen, nicht ein bisweilen hektischer Alltag. Ebenso beeinflussten begrenzte Aufstiegschancen oder fehlende Anerkennung das Stressempfinden und damit das Infarktrisiko. Ergebnisse der Düsseldorfer Sozialmediziner sind Menschen mit einem deutlichen hohen Arbeitsstress, verdoppelt sich das Risiko für einen Herzinfarkt.In Zahlen ausgedrückt: Es erkranken oder versterben innerhalb von zehn Jahren etwa sechs Prozent der Männer aus unteren sozialen Schichten im Alter zwischen 40 und 65 Jahren an einem Herzinfarkt, hingegen nur drei Prozent ihrer Altersgenossen in Führungspositionen. Die Vorstellung vom Herzinfarkt als typischer Managerkrankheit habe vor 30 oder 40 Jahren durchaus Gültigkeit gehabt. Aufgrund der gestiegenen Arbeitsplatzunsicherheit, verbunden mit einem wenig gesundheitsbewussten Lebensstil, sei mittlerweile aber das Infarktrisiko der Arbeiter drastisch gestiegen.
Die Bedeutung des Infarktes stellt eine dramatische Situation für das Herz dar, denn die Versorgung des Herzmuskels über die Herzkranzgefäße (Koronargefäße) wird unterbrochen, dadurch stirbt Herzmuskelgewebe ab.
Ein eigenes Versorgungssystem benötigt der Herzmuskel für seine Arbeitsleistung, welches ihm ständig und kontinuierlich Nährstoffe und Sauerstoff zuführt. Ein Geflecht von Arterien breitet sich netzförmig um das Herz aus, beginnend direkt an der Grenze zwischen Herz und Aorta, übergehend in ein feines Kapillarnetz und schließlich in ein Venengeflecht. Fünf bis 20 Prozent der vom gesamten Organismus benötigten Sauerstoffmenge braucht, je nach körperliche Aktivität, der unermüdlich arbeitende Herzmuskel. Kommt es durch Arteriosklerose oder aufgrund anderer Mechanismen (Krampf von Gefäßmuskeln) zu einer Enge innerhalb eines Gefäßes, fließt vermindert Blut in das nachgeschaltete Versorgungsgebiet des Herzmuskels. Das Herz reagiert mit einem Angina-pectoris-Anfall, wenn das Angebot von Sauerstoff schließlich unter eine kritische Grenze fällt. Ist die Durchblutung des Gefäßes und damit die Nährstoffversorgung eines Herzmuskelbereiches über längere Zeit ganz aufgehoben, führt dies unweigerlich zum Herzinfarkt.
Wie bei der Angina pectoris kündigt sich der Infarkt durch plötzlich einsetzende starke Schmerzen (der sogenannte Vernichtungsschmerz) in der Herzgegend an, die bis in den linken Arm ausstrahlen können. Das dramatische Ereignis wird häufig begleitet durch Übelkeit, Schweißausbruch oder Erstickungsgefühl, dieses macht die Betroffenen sehr große Angst, und reagieren mit Schwäche oder sogar Ohnmacht. Bei älteren Menschen verläuft diese Situation aber manchmal auch nicht ganz so dramatisch, und in Ausnahmefällen werden sie vom Betroffenen nicht einmal wahrgenommen. Wenn ihm später ein Arzt mitteilt, er habe einen stummen Infarkt erlitten, wird er sich möglicherweise nicht an ein entsprechendes Ereignis erinnern können. Eine prädestinierte Patientengruppe für den stummen Infarkt ist die der Diabetiker.
Als Diagnose wird das EKG als Protokolant der Krise genommen. Das Elektrokardiogramm zeichnet die elektrische Erregung des Herzens auf. Seine Achse nimmt den Verlauf einer gedachten Linie vom rechten Ohr in Richtung des linken, nach vorne schreitenden Fußes. Aus diesem Grund erhält das von mehreren Elektroden aufgenommene Signal ebenfalls eine Ausrichtung, die auf einem Papier oder Computer eine spezielle Kurve erfährt. Das Zusammenwirken von Daten mehrerer Ableitelektroden schließlich lässt das Bild der elektrischen Arbeitsweise des Herzens entstehen, denn dafür existieren feste Richtlinien.
Der Arzt diagnostiziert eine Anomalie oder Störung, jede Abweichung von der Norm ist auffällig, und leitet die erforderliche Therapie ein. Wenn Körperzellen zerstört werden, setzen sie ihre Inhaltsstoffe frei, so können Labortests als Gradmesser des Infarkts genommen werden. Mittlerweile kennt die Medizin zahlreiche Verbindungen, vor allem sind dies Enzyme, die nur in den Zellen bestimmter Organe gespeichert werden. Dies gilt auch für das Herzmuskelgewebe. Bei einem Infarkt mit Zelltod ist daher bereits wenige Stunden nach dem Ereignis eine Erhöhung der Creatinin-Kinase (CK) vom Typ Herzmuskel nachweisbar. Ihre genaue Bezeichnung: CK-MB. Sein Maximum erreicht der Enzymanstieg bereits nach zwölf bis 14 Stunden, dann sinkt er wieder ab. Die Verlaufskontrolle ist wichtig, auch um einen erneuten Anstieg (neuer Infarkt) frühzeitig zu erkennen.
Schnell einen Arzt herbeirufen und den Betroffenen möglichst von aller Hektik abschirmen und beruhigen, denn beim Herzinfarkt zählt jede Minute!Der Notarzt wird zunächst überprüfen, ob es sich tatsächlich bereits um einen Herzinfarkt handelt oder um eine schwere Form einer Angina pectoris. Hierzu verabreicht er Nitroglyzerin-Spray. Wenn dies nicht wirkt, liegt vermutlich ein Herzinfarkt vor: Im Gegensatz zum Angina-pectoris-Anfall sprechen die Beschwerden beim Herzinfarkt nicht auf Nitro-Spray oder Nitro-Kapseln an.Bereits während des Transports in ein Krankenhaus wird ein Medikament in die Blutbahn verabreicht, das Gerinnsel auflösen kann. Außerdem wird ein Medikament gegen die Schmerzen verabreicht und über eine Nasensonde Sauerstoff zugefächelt.
Wenn Engstellen in den Herzkranzgefäßen festgestellt werden, die in der Regel durch Arteriosklerose entstanden sind, lassen sich diese operativ entfernen. Bei kleinen Stenosen (enge Stelle) gelingt dies durch einen Herzkatheter PTCA, der über die Leistenvene bis in die geschädigte Herzkranzarterie vorgeschoben wird. Dieser Katheter trägt an seiner Spitze einen Ballon, der in der Mitte der Enge aufgebläht wird und diese so zum Weiten bringt. Ich spreche hierbei aus Erfahrung, denn bei mir wurde dieses Verfahren auch angewendet. An der Stelle wo das Blutgerinnsel saß, wurde dann ein sogenannter Stent implantiert, der auch für immer sitzen bleibt.Bei größeren oder langstreckigen oder mehreren Stenosen ist eine Bypass-Operation notwendig, bei der ein Ersatzgefäß (körpereigene Vene, Arterie oder synthetisches Material) die kritische Stelle überbrückt. Dazu wird meist eine kleine Beinvene des Patienten, eine Unterarmarterie oder eine künstliche Gefäßprothese verwendet. Durch die künstliche Umgehung der Engstelle wird eine ausreichende Durchblutung der zuvor unterversorgten Herzmuskelregionen gewährleistet. Die Patienten müssen nach der Operation gerinnungshemmende Medikamente einnehmen, damit der Bypass sich nicht durch Blutgerinnsel verschließt. Bei jeder von diesen Methoden sind Rückfälle jedoch nicht ausgeschlossen.
Niemand kann sich vor einem Herzinfarkt sicher schützen. Es gibt jedoch Faktoren, die einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung einer Herzerkrankung besitzen. Menschen, die mit einem oder mehreren dieser Faktoren belastet sind, haben ein deutlich erhöhtes Risiko. Übertragen auf einen Herzinfarkt-Patienten bedeutet dies: Überdenken Sie Ihre bisherigen Lebensgewohnheiten und ändern Sie diese konsequent. Rauchen und falsche Ernährung oder mangelnde Bewegung sind nachgewiesenermaßen Feinde nicht nur des Infarktgeschädigten! Fazit: Man kann selbst viel dazu beitragen, trotz eines abgelaufenen Herzinfarkts sein Leben wieder genießen zu können.

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