Hilfspumpen für das geschwächte Herz

Eine Behandlungsoption bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz, ein Zustand, in dem Ihr Herz zu schwach ist, um den ganzen Körper mit Blut zu versorgen, ist eine Herztransplantation.
Wenn Sie unter schwerer Herzinsuffizienz leiden, kann eine solche Organverpflanzung Ihre Überlebenschancen ebenso verbessern wie Ihre Lebensqualität. Doch um ein neues Herz zu erhalten, muss erst einmal ein Spenderorgan verfügbar sein. Leider ist die Nachfrage bei weitem größer als das Angebot, sodass die Warteliste lang ist. In Deutschland übersteigt die Zahl der Herzpatienten auf der Warteliste die Spender um etwa das Doppelte. Dementsprechend haben Wissenschaftler ihre Forschungen auf alternative Technologien wie mechanische Lösungen gerichtet. Eine dieser Alternativen ist eine Hilfspumpe, die auch als LVAD (engl. für Linksventrikuläres Unterstützungssystem) bekannt ist. Diese implantierbare, batteriebetriebene Pumpe wird häufig als Überbrückung eingesetzt, damit die Patienten die Wartezeit bis zur Transplantation überleben. In einigen Fällen wurden die Pumpen jedoch dauerhaft eingesetzt, wenn die Patienten für eine Transplantation nicht infrage kamen.
Hilfspumpe unterstützt den linken Ventrikel
Ein Linksventrikuläres Unterstützungssystem kann nahe dem Herzen im Oberbauch eingepflanzt werden, wo es die Pumpleistung des geschwächten Herzens unterstützt, bis ein Spenderorgan verfügbar ist. Ein LVAD funktioniert folgendermaßen: Es saugt das Blut aus dem linken Ventrikel und pumpt es in die Aorta, das größte Blutgefäß zur Versorgung des Körpers.
Mit LVAD kann sich das Herz langsam erholen
Bei einigen Patienten verbesserte sich die Herzfunktion, während sie mit einer implantierten Pumpe auf ein Spenderorgan warteten. Mit dem Hilfsgerät und bestimmten Medikamenten erholte sich das Herz bei bestimmten Patienten bis zur normalen oder fast-normalen Leistungsfähigkeit, sodass man allmählich den Einfluss des Hilfsgerätes zurückfahren und schließlich ganz darauf verzichten konnte. Eine Studie untersuchte 131 Patienten mit implantierten Pumpen, die auf eine Organtransplantation warteten. 32 Personen erholten sich so gut, dass ihr Hilfsgerät wieder entfernt werden konnte. 5 Jahre nach der Entfernung waren aus dieser Gruppe noch 26 Personen am Leben und bei 19 Personen gab es keinen Rückfall. Diese Ergebnisse sind beinahe vergleichbar mit den Erfolgsquoten bei Herztransplantationen. Obwohl bislang nur wenige Menschen eine LVAD für die Gesundung des eigenen Herzens nutzen konnten, kann es für einige eine Option sein und eine Transplantation überflüssig werden lassen.
Hilfspumpe als Alternative zur Transplantation?
Da immer mehr Patienten mit LVAD-Implantaten unterstützt werden – häufig für länger als ein Jahr – untersuchen Wissenschaftler die Möglichkeit, die Herzpumpe als Langzeit- bzw. Zieltherapie einzusetzen. Zeichen setzte eine Studie, die am 15. November 2001 im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, und die medikamentöse Standardtherapie mit der Kombination aus langfristiger LVAD plus Standardtherapie verglich. Teilnehmer waren bestimmte Patienten mit schwerem Herzversagen, die auf normale Therapien nicht ansprachen und nicht für eine Transplantation geeignet waren. Wichtigstes Ergebnis war, dass die Hilfspumpen während der Nachsorgeperiode das Sterberisiko fast um die Hälfte im Vergleich zur Kontrollgruppe verringerten. Die Lebensqualität von bestimmten Patienten der LVAD-Gruppe wurde ebenfalls deutlich verbessert. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat 2002 die Hilfspumpe als Langzeittherapie für solche Patienten zugelassen, bei denen Medikamente keinen ausreichenden Nutzen entfalten und die nicht für eine Transplantation infrage kommen. Es gibt jedoch Risiken bei der Langzeittherapie. Patienten aus der LVAD-Gruppe erlitten doppelt so häufig schwere Komplikationen wie Infektionen, Blutungen oder Fehlfunktionen des Gerätes. Trotzdem überlebten sie länger und viele erfuhren eine Verbesserung der Lebensqualität. Bedeutsam ist, dass die durchschnittliche Überlebensrate der LVAD-Träger immer noch hinter der der Transplantationspatienten liegt: 70% der Organempfänger überleben bis zu 5 Jahre im Vergleich zu 37% der Patienten mit Hilfspumpe.
Chancen und Herausforderungen
Eine erfolgreiche Behandlung des fortgeschrittenen Herzversagens mit einer Hilfspumpe wäre ein Segen für Patienten, die kein neues Herz erhalten können – entweder weil es zu wenig Spenderorgane gibt, oder weil sich die Patienten nicht für eine Transplantation eignen. Damit sich das aber auf breiter Ebene durchsetzen kann, muss die langfristige Überlebensrate der LVAD-Träger annähernd dem Wert der Organempfänger entsprechen.

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